Ist eine Seilbahnanbindung von Igls noch zeitgemäß?

Im Zuge der Diskussion um den Neubau der Patscherkofelbahn entstand in den letzten Monaten eine heftige Diskussion über den Ausgangspunkt der künftigen neuen Umlaufbahn. Mit diesem Artikel sollen die unterschiedlichen, in der Diskussion immer wieder genannten Argumente zusammengefasst und näher beleuchtet werden.

Zur Ausgangslage

Seit 1928 verbindet die Patscherkofelbahn den Ort Igls mit dem Patscherkofel. Auf halber Strecke liegt eine Mittelstation, allerdings aufgrund der etwas ungünstigen Lage weitgehend ohne Erschließungswirkung: es fehlt sowohl eine Verbindung zu den Schipisten als auch eine halbwegs attraktive Fußwegverbindung zu den nahegelegenen Zielen Ghf. Heiligwasser bzw. Bobbahn Igls.

Anforderungen

In der ganzen bisherigen Diskussion noch selten in Erscheinung getreten sind die Anforderungen an eine Seilbahn auf den Patscherkofel. Dabei sollte gerade diese Frage vorweg intensiv mit allen Beteiligten und Betroffenen diskutiert werden, um die Millioneninvestitionen auch langfristig abzusichern. Mangels seriöser Quellen wird daher versucht, die Anforderungen zu sammeln und erstmals zu strukturieren:

  1. Kapazitäten für Sommer- und Winterbetrieb > Erklärtes politisches Ziel ist die Erhaltung des Schigebietes im Winter, wenngleich die Eignung des Patscherkofels als Schigebietes aufgrund der Windanfälligkeit und auch der Schneesicherheit insbesondere der südwestseitig ausgerichteten Pisten nur bedingt als ideal bezeichnet werden kann. Die Zukunft des Naherholungsraumes liegt jedoch in den übrigen 3 Jahreszeiten – insbesondere ab dem Frühsommer bis in den Spätherbst. Für den Zeitraum von Mitte Dezember bis Mitte / Ende März sind somit unter der Prämisse eines Weiterbetriebs des Schigebietes im heutigen Umfang deutlich erhöhte Kapazitäten vorzuhalten, während in den restlichen 8-9 Monaten eine Beförderungsleistung von rund 500 Personen / Stunde ausreichen würde.
  2. betriebswirschaftliche Optimierung > Die Vermeidung von Parallelführungn soll eine Reduktion der Aufstiegsanlagen ermöglichen. Im Idealfall kann eine Bahn die bestehenden Liftanlagen OLEX (kuppelbare 4er Sesselbahn), Ochsenalm (Schlepplift), Panoramhan (fixgeklemmte 4er Sesselbahn) und die Pendelbahn ersetzen. Das Personal zur Betriebsführung kann reduziert werden, die technische Wartung wird auf eine Anlage konzentiert. Gleichzeitig besteht ein höheres Ausfallrisiko (steht die Bahn beispielsweise aufgrund eines technischen Defektes, ist das ganze Schigebiet betroffen).
  3. geringe Investitionskosten > bereits für die Übernahme des Schigebietes musst im Haushalt der Stadt Innsbruck ein zweistelliger Millionenbetrag verbucht werden. Die verfügbaren finanziellen Mittel im öffentlich Bereich sind knapp, jede weitere Millioneninvestition ist insbesondere vor dem Hintergrund eines technisch in jedem Fall aufwändigen Schibetriebes am Patscherkofel (Stichwort Beschneiung) kritisch zu hinterfragen.
  4. regionalwirtschaftliche Impulse > der Patscherkofel ist weit über die Grenzen von Innsbruck bzw. den Tiroler Zentralraum hinaus bekannt: als Austragungsort der alpinen Bewerbe im Rahmen der olympischen Winterspiele 1964 und 1976, als Stammgast in österreichweiten Wetterberichten, als markante Geländeform, als Aussichtsberg etc. Die sich dadurch ergebenden Chancen für die regionale Wirtschaft im Mittelgebirge, aber auch Innsbruck bestehen einerseits im Tourismus, andererseits auch in den direkt bzw. indirekt damit zusammenhängenden Wirtschaftsbereichen (z.B. Kongresstourismus, Gesundheit- und Wellness etc.).
  5. Freizeit- und Erholungsbedürfnisse > Aufgabe einer öffentlichen Einrichtung, im Rahmen des Gemeinwohles auch Infrastruktur zur Ausübung von Freizeit- und Erholungsaktivititäen zur Verfügung zu stellen (man denke an Parkanlagen, Hallenbäder etc.) bzw. die entsprechenden Rahmenbedingungen zur wirtschaftlichen Entwicklung (Tourismus) zu schaffen.

Wie sind vor dem Hintergrund dieser Anforderungen die in Diskussion befindlichen Standorte der künftigen Talstationen zu sehen?

Talstation Römerstraße

  • Durch die Bündelung der neuen, kürzeren Seilbahnanlage(n) ergeben sich betriebswirtschaftliche Vorteile aufgrund von reduziertem Personalbedarf und geringerem Wartungsaufwand.
  • Aus regionalwirtschaftlicher Sicht ergeben sich durch eine Verlegung der Talstation hinauf zur Römerstraße keinerlei wirtschaftliche Impulse im Vergleich zur heutigen Situation, im Gegenteil. Durch das Fehlen einer Seilbahnanbindung des Ortes ist ein erheblicher Frequenzrückgang bei Erholungssuchenden und Gästen in der örtlichen Gastronomie, aber auch dem lokalen Gewerbe und Einzelhandel zu erwarten.
  • Der Patscherkofel wird für den (noch verbliebendenen) Gast in Igls unattraktiv, da eine zusätzliche Bus- oder Autofahrt erforderlich ist um zum Einstiegspunkt zu gelangen. Dies widerspricht der weltweiten Tendenz des “Ski-in-Ski-out”.
  • Statt Identität und Unverwechselbarkeit zu stiften, wird der Industriecharakter des Schigebietes unterhalb von Heiligwasser noch verstärkt: es fehlt die für viele funktionierende Tourismusorte typischen Einrichtungen im Umfeld der Talstation – von der Gastronomie über Einzelhandel bis zum Gewerbe. Was vorhanden ist, ist austauschbar, gesichtslos und ohne Wiedererkennungswert.
  • Die alleinige Fokussierung auf Tagesschigäste ist wirtschaftlich äußerst riskant: einerseits setzt man sich damit einem harten Wettbewerb mit den weiteren Schigebieten im Nahbereich von Innsbruck um eine in der Gesamtheit stagnierenden Summe an Schifahrern aus, andererseits fehlt die Berücksichtigung der Interessen von Erholungssuchenden in den übrigen 8-9 Monaten.

Talstation Igls

  • Ski-in-Ski-out” Konzepte sind in der Tourismusbranche mehr denn je gefragt. Damit lässt sich nicht nur ein “Urlaub vom Auto” und damit die vielbeworbene “ökologische Nachhaltigkeit im Tourismus” umsetzen, sondern für den Gast bietet es auch Bequemlichkeit und Zeiteinsparung durch den Wegfall von Umsteige- und Ladevorgängen, Wartezeiten etc.
  • Für die Innsbrucker und Igler Bevölkerung ergibt sich eine optimalere Anbindung an den Patscherkofel, da eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmittel (Buslinie J, Straßenbahnlinie 6) mit kürzeren Fahrzeiten und dichteren Taktfolgen möglich ist.
  • Die Parkplätze an der bestehenden Talstation bzw. beim OLEX könnten zusammengefasst und reduziert werden, da beide Flächen zusammen eine zu große Kapazität bieten und anzunehmen ist, dass im Falle einer Talstation der neuen EUB in Igls auch die Anzahl der Zutritte in Igls zunehmen wird.
  • Eine Optimierung der Talabfahrt (Brücke über die Römerstraße, Präpaierung) würde diese für Wiederholungsfahrten schlagartig attraktivieren. Die Strecke ist insbesondere für Schi-Anfänger, aber auch Rodler attraktiv und aufgrund des unmittelbar südwestlich angrenzenden Waldes auch sehr gut gegenüber Wind- und Sonneneinflüssen abgeschirmt. Im Sommer bestünde die Möglichkeit, die derzeit illegal quer durch den Wald verlaufenden Downhill-Trails auf der Talabfahrt zu bündeln und mit der unteren Bahnsektion Wiederholungsfahrten zu ermöglichen.
  • Mehrkosten in der Betriebsführung entstehen durch den zweiten Antrieb, die längere Streckenführung sowie das Personal in der Talstation. Alle drei Aspekte lassen jedoch Optimierungen zur Reduktion der Betriebskosten zu: so könnte die Talstation im Regelfall unbesetzt bleiben, die Sektion Igls bis Römerstraße würde von der Station Römerstraße “fernüberwacht” und könne als Nahverkehrsmittel zwischen Igls, der Bobbahn und der Badhaussiedlung fungieren (die Liniensplittung der Buslinie J wäre in diesem Fall obsolet, wodurch wiederum Betriebskosten eingespart werden). Der zweite Antrieb könnte entfallen, wenn man das Seil der Umlaufbahn über die gesamte Strecke durchlaufen lässt, während die Kabinen in der Zwischenstation Römerstraße wenden.
  • Die direkte Seilbahnanbindung des Ortes Igls an den Patscherkofel ist Voraussetzung für die Schaffung regionalwirtschaftlicher Impulse: sowohl Gastronomie als auch Gewerbe (z.B. Kunsthandwerk, Sportgeräteverleih etc.) und Einzelhandel profitieren von der Frequenz an Erholungssuchenden und Touristen. Durch das im Nahbereich der bestehenden Talstation befindliche Congresszentrum ergeben sich ideale Voraussetzung für die Miteinbeziehung der Seilbahn in den Kongresstourismus bzw. Veranstaltungen, sodass nicht nur die lokale Wirtschaft in Igls, sondern auch die Betriebe in Innsbruck bzw. des Mittelgebirges profitieren.

Fazit

Die Anbindung von Igls an das Naherholungs- und Schigebiet durch eine Seilbahnanlage ist heute mehr denn je zeitgemäß. Dadurch besteht nicht nur die Chance, der Monofunktionalität eines “Schlafdorfes” entgegenzuwirken, sondern auch für die Innsbrucker Bevölkerung einen attraktiven Ausgangs- und Endpunkt für vielfältige Erholungsaktivitäten zur Verfügung zu stellen. Nicht zuletzt ist die Seilbahn bis zum Ort Voraussetzung, um regionalwirtschaftliche Impulse beispielsweise auch durch die Nutzung von Synergien mit dem naheliegenden Kongresszentrum, aber auch den Gesundheits- und Wellnesseinrichtungen zu schaffen.

Eine Verlegung des Einstiegspunktes hinauf zur Römerstraße vernichtet diese Potentiale, macht das Schigebiet austauschbar und damit im Wettbewerb unattraktiv und ebnet den Boden für Grundstücksspekulationen durch Grundeigentümer und Bauträger. Der Ort Igls verkommt zu einem gesichts- und leblosen Wohngebiet an der Peripherie.

Eine solche Entwicklung wissentlich herbeizuführen wäre ein international beispielloses Zeugnis stadt- und regionalplanerisch Fehlverhaltens der verantwortlichen Politik.

Wohnbau in Igls

Igls ist ein Ort im südöstlichen Mittelgebirge, ca. 400-500m oberhalb des Inntales bzw. der Tiroler Landeshauptstadt gelegen. Während der NS-Zeit erfolgte gemeinsam mit dem Nachbarort Vill die Eingemeindung in die Stadt Innsbruck. 2014 übernahm die Stadt den Betrieb und die Seilbahnanlagen am Patscherkofel. Für die bald 90 Jahre alte Pendelbahn (Betriebsaufnahme: 14.4.1928), die den Ort Igls über eine Mittelstation direkt mit dem Schutzhaus Patscherkofel verbindet, ist 2016 die nächste behördliche Betriebsüberprüfung erforderlich. Um diese positiv zu bestehen und den Betrieb weiterführen zu können sind Investitionen in die maschinellen Anlagen bzw. Kabinen erforderlich. Der finanzielle Aufwand hierfür wird – je nach Quelle – mit ca. 0,7 – 2 Mio. EUR geschätzt. Anstelle der Sanierung steht auch ein Neubau der Bahn zur Diskussion. Dieser könnte einerseits vom bestehenden Talstationsbereich aus erfolgen und über eine neu zu errichtende Mittelstation sowohl die bestehenden Schipisten als auch die Bob- und Rodelbahn an Igls anbinden, oder in einer künftig gekürzten Streckenführung erst ab der sog. “Römerstraße” auf den Berg führen. Von Igls aus müsste man damit zunächst mit dem Bus oder dem Auto zur neuen Talstation fahren. Ein Vorteil der verkürzten Streckenführung wäre, dass der bislang als Frei- bzw. Sonderfläche gewidmete Bereich rund um die bestehende, denkmalgeschützte Talstation vollständig einer Verbauung zugeführt werden kann. Rund 60.000 – 65.000 m² an Fläche stünden zur Verfügung – rechnet man den Abtrag des noch aus der Eiszeit bestehenden sog. “Kleinen Patscherkofel” mit ein. Darauf ließen sich je nach Baudichte bis zu rund 500-700 WE realisieren, was einer Einwohnerzahl von ca. 1200 – 1500 Personen entspricht. Gegenwärtig sind rund 2300 Einwohner in Igls gemeldet. Kleiner Patscherkofel Doch welche Gründen sprechen nun für, welche gegen einen Verbauung?

PRO

  • unbestritten ist die hohe Wohnqualität aufgrund der ruhigen Lage, einer guten Besonnung sowie der hohen Luftgüte
  • Basisinfrastruktur wie Bank, Supermarkt, Ärzte, Kindergarten und Volksschule ist im Ort vorhanden
  • Durch die Endhaltestelle der Buslinie J bei der bestehenden Talstation der Patscherkofelbahn ist das Gebiet an den öffentlichen Verkehr angebunden
  • Im Individualverkehr steht mit der A13 Brennerautobahn (Ast. Igls / Patsch) bzw. der A12 Inntalautobahn (Ast. Innsbruck Mitte) eine gute überregionale Anbindung zur Verfügung.
  • Die privaten Grundeigentümer sind an einer Veräußerung ihrer Grundstücke sehr interessiert, sodass die grundsätzliche Verfügbarkeit der Flächen gegeben ist.
  • Für die im städtischen Eigentum befindlichen Flächen können bei einem Verkauf an Bauträger (einmalige) Erträge für den angespannten Haushalt der Stadt Innsbruck erzielt werden.

CONTRA

  • Igls verfügt gegenwärtig bereits über einen massiven Baulandüberhang. Rund 35-40% der als Bauland gewidmeten Flächen sind in Igls nicht bebaut. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich, nicht selten werden Grundstücke als Wertanlage “gehortet” bzw. dienen Spekulationszwecken. Wäre Igls eine selbstständige Gemeinde, dürfte eine Ausweisung von zusätzlichem Wohnbauland – insbesondere in dieser Größenordnung – unter Bezugnahme auf das TROG (“sparsame Verwendung von Grund und Boden”) nicht erfolgen. Nur die Umlegung der Igler Baulandbilanz auf das gesamte Stadtgebiet von Innsbruck ermöglicht eine solche Neuausweisung.
  • In kaum einem anderen Innsbrucker Stadtteil sind die Immobilienpreise derart hoch wie in Igls. Das seitens der Politik oftmals propagierte “leistbare Wohnen” (“sozialer Wohnbau”) wäre nur dann machbar, wenn die öffentliche Hand den Wohnbau massiv finanziell stützt. Gegenwärtig liegen die erzielbaren Quadratmeterpreise in dieser Lage bei ca. 7500 EUR/m².
  • Aufgrund der hohen Immobilienpreise sind Neubauprojekte in Igls derzeit nur schwer verkaufbar. Wenn Wohnraum geschaffen wird, ist ein Verkauf in erster Linie als “Anlageobjekt” realisierbar. Derartige Liegenschaften werden jedoch nur in seltensten Fällen tatsächlich von deren Besitzern bewohnt bzw. vermietet, sondern stehen leer. Gerade diese “Anlageobjekte” sind jedoch in Fachkreisen unbestritten als Preistreiber für den gesamten Immobilienmarkt bekannt. Insbesondere Investoren aus dem Ausland nutzen diese bis dato legale Möglichkeit, um Geld in inländischen Immobilien aktuell noch gewinnbringend zu “parken”.

Sollte es dennoch gelingen, für alle Wohnungen tatsächliche BewohnerInnen und nicht nur BesitzerInnen zu finden sind weitere Problempunkte zu lösen:

  • Die bestehenden sozialen Infrastruktureinrichtungen wie Kindergarten und Volksschule sind einer fast Verdoppelung der Bevölkerung nicht gewachsen und müssten massiv ausgebaut werden.
  • Weitere Einrichtung zur Daseinsgrundvorsorge sind in Igls anzusiedeln bzw. zu ergänzen (Kassenärzte, Einzelhandel, Post etc.). Allein die mehrmalige Kündigung des Postpartner in Igls in den letzten Jahren zeigt die angespannte Situation, derartige Einrichtungen außerhalb der Kernstadt dauerhaft zu halten.
  • Die bestehende Buslinie J ist bereits jetzt insbesondere in der Früh- und Nachmittagsspitze trotz Intervallverdichtung 2014 – sehr gut ausgelastet, in der Schulzeit regelmäßig auch überlastet. Ein Anstieg der Bevölkerung im beschriebenen Ausmaß würde eine weitere Intervallverdichtung erfordern, da der Einsatz größerer Fahrzeuge (Gelenksbusse) aufgrund der hohen Längsneigung der Igler Straße nicht möglich ist. Der bereits jetzt sehr aufwändige Betrieb der Buslinie – insbesondere im Winter müssen für die Busse oft Schneeketten verwendet werden, zudem höherer Spritverbrauch und Wartungsarbeiten aufgrund des bei jeder Fahrt zu überwindenden Höhenunterschiedes – wird zu annähernd doppelt so hohen jährlichen Betriebsaufwänden für die IVB für diese Buslinie führen.
  • Neben den stark steigenden Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr ist auch mit einer erheblichen Zunahme der PKW-Fahrten zu rechnen. Die Igler Straße ist in ihrem gesamten Abschnitt zwischen Vill und dem Kreisverkehr bei der Ast. Innsbruck Mitte durch beengte Platzverhältnisse, enge Kurvenradien und eine hohe Längsneigung gekennzeichnet. Ein Ausbau der Straße ist aufgrund der schlechten Geologie (Rutschhänge erfordern bereits jetzt jährlich hohe finanzielle Aufwände für die bauliche Instandhaltung) teuer und mit großen Eingriffen in das Landschaftsbild verbunden. Ungelöst bliebe trotz Ausbau jedoch der prognostizierte Rückstau am Kreisverkehr in Innsbruck.
  • Die Erschließung der Grundstücke erfordert eine neue Zufahrt von der Patscher Straße vorbei am Congress Igls. Der Congresspark wäre damit vom dahinterliegenden Waldbereich Richtung Heiligwasser abgeschnitten und in seiner Attraktivität beeinträchtigt.
  • Im Fall einer massiven Erhöhung der Einwohnerzahlen in Igls sind erhebliche Investitionen in die technische Infrastruktur erforderlich – insbesondere im Bereich der Abwasserentsorgung sowie der Wasserversorgung, aber auch des Stromnetzes. Diese beschränken sich nicht auf das Herstellen der notwendigen Hausanschlüsse. So ist im Bereich der Abwasserentsorgung ein neuer Hauptsammelkanal nach Innsbruck hinunter herzustellen, um die zusätzlichen Abwassermengen in die Kläranlage in Rossau einleiten zu können.
  • Der Bereich um die bestehende Talstation der Patscherkofelbahn bietet dem Erholungssuchenden seit jeher ein einmaliges landschaftliches Panorama und markiert als solcher den Beginn einer gut frequentierten Erholungsachse von Igls bis zum Walfahrtsort Heiligwasser.
  • Neben der Talstation findet sich der sogenannte “Kaserer Gletscher” mit einem Übungslift. Die Lage und Exposition der Schiwiese erlaubt trotz häufiger Föhnlagen einen langen Schibetrieb. Selbst bei eingestelltem Betrieb wird die Wiese von vielen SchianfängerInnen, Rodlern etc. genutzt. Viele InnsbruckerInnen standen hier auch zum ersten Mal auf Schiern. In vielen Wintersportorten weltweit ist die Tendenz zum “urban skiing” wieder verstärkt wahrzunehmen – Schipisten und Liftanlagen werden unmittelbar bis zum gebauten Gebiet herangeführt. Das die Schiwiese auch heute noch funktioniert ist durch dieses Video eindrucksvoll belegt: Skiwiese Kaserer und Pendelbahn
  • Die Stadt Innsbruck hat mit dem Energieentwicklungsleitbild einen Leitfaden erstellt, der u.a. Kriterien zur künftigen Neuausweisung von Wohnbaugebieten enthält. Neben der “Stadt der kurzen Wege” wird darin auch ein niedriger Heizbedarf als Voraussetzung angesehen. Dieser kann einerseits durch entsprechende bauliche Ausgestaltung erfolgen, andererseits aber auch die Lage des Bauplatzes. Aufgrund der Höhenlage liegen die Durchschnittstemperaturen im Mittelgebirge ca. 3,5 Grad unter jenen im Inntal. Zu den nordseitigen Sonnenhängen ist die Temperaturdifferenz noch größer. Wohnen in Igls erfordert somit selbst bei optimaler Ausrichtung mehr Heizenergiebedarf als ein vergleichbarer Standort im Talboden bzw. deutlich mehr als einer auf den Sonnenhängen im Norden Innsbrucks. Hinsichtlich des Energiebedarfes ist zudem der erhöhte Mobilitätsaufwand mitzuberücksichtigen, sodass unter diesem Gesichtspunkt Igls als der ungünstigste Standort für Wohnen im gesamten Stadtgebiet von Innsbruck anzusehen ist.
  • Eine “Stadt der kurzen Wege” ist ein oft propagiertes Leitziel des Stadtentwicklungsplanes, aber auch Strategiepläne zur Tiroler Raumordnung. Kurze Wege erfordern aber kurze – im Idealfall fußläufige – Distanzen zwischen dem Wohnstandort und den Gelegenheiten im Rahmen von täglichen Aktivitäten. Die bis in die 70er Jahre praktizierte Schaffung von monofunktionalen (Wohn)Räumen fernab der Kernstadt widerspricht dieser Zielsetzung und ist heute fachlich nicht mehr zu begründen.
  • Die Hochblüte des Tourismus in Igls ist seit der Jahrundertwende bzw. der Nachkriegszeit vorüber. In den letzten Jahren konnte jedoch eine Beschleunigung der Entwicklung festgestellt werden. Der Charakter eines sich zu einer x-beliebigen “Vorstadtwohnsiedlung” wandelnden Ortes ist nicht geeignet, Gäste zum Urlaub in einer solchen Region anzuregen. Mit dem Verlust der direkten Anbindung des Ortes an den Erholungsraum Patscherkofel bzw. das Schigebiet, der verloren gegangenen Grün- und Erholungsachse zwischen Igls – Olympiaexpress und Heiligwasser sowie der massiven Ausweitung der Verbauung ist für den künftigen Tourismus in Igls keine Grundlage mehr vorhanden.
  • Innerhalb des von der Wohnbebauung betroffenen Areals liegt der “Kleine Patscherkofel“, ein Relikt aus der Zeit des Inntalgletschers. Dieser Hügel prägt seit Jahrhunderten das lokale Landschaftsbild und ist als solcher auch identitätsstiftend für den gesamten Bereich. Dies äußerte sich nicht zuletzt in der Benennung dieses landschaftsstrukturellen Elements durch die lokale Bevölkerung. Ein Abtrag bzw. einer Überbauung wäre ein schwerwiegender und unwiderbringlicher Eingriff in das Landschaftsbild und damit auch Widerspruch zu §1 (“Schutz der Eigenart und Vielfalt der Tiroler Landschaft”) des Tiroler Naturschutzgesetz 2005.
  • Igls verfügt als einer der wenigen Stadtteile in Innsbruck aufgrund seiner Größe, vor allem aber auch stetig, jedoch nicht plötzlich gewachsenen Einwohnerzahl, über ein aktives Vereinsleben und Dorfleben. Ein Anstieg der Bevölkerung um fast das Doppelte würde diese Struktur stark gefährden und könnte auch mittel- bis langfristig viele traditionelle Veranstaltungen und Einrichtungen in ihrem Bestand gefährden.

Wohnbau – egal ob leistbar oder nicht – ist damit an genau dieser Stelle für Igls – aber auch Innsbruck sowie die Region südöstliches Mittelgebirge – aus einer Vielzahl an Gründen abzulehnen und widerspricht stadtplanerischen Zielsetzungen der Stadt Innsbruck wie auch raumordnerischen Grundsätzen des Landes.

Was also tun?

Allein die grundsätzliche Baulandeignung darf nicht ausschlaggebend für die Verbauung von seit Jahrhunderten bestehenden Freiflächen sein. Auch wenn die Freiflächen durch die Besitzverhältnisse und auch die Geländeverhältnisse für eine Verbauung geeignet sind müssen für eine potentielle Verbauung auch weitere Kriterien herangezogen werden, die einen derart langfristigen und in der Realität unumkehrbaren Schritt rechtfertigen. Wohnbau in Igls muss schrittweise an Standorten durchgeführt werden, die die Multifunktionalität des Ortes wieder stärker betonen und mit bestehenden sozialen und räumlichen Strukturen in Einklang zu bringen sind. Igls bietet ideale Voraussetzungen, um Aktivitäten wie Wohnen, Freizeit & Erholung, Wirtschaft (Tourismus), aber auch Land- und Forstwirtschaft nebeneinander auszuüben. Es wurde an dieser Stelle bewusst nicht näher auf die Frage nach der Lage der Talstation eingegangen, die Anbindung des Ortes zum bestehenden Erholungs- und Schigebiet Patscherkofel ist jedoch Voraussetzung für eine künftig wieder verstärkt multifunktionale Entwicklung des Ortes. Ideen für die Nutzung des Areals im Rahmen von Freizeit- und Erholungsaktivitäten, aber auch für kulturelle und soziale Einrichtungen gibt es viele (vgl. Sportspange, Jugendzentrum etc.). Sie müssen auch unter Einbindung der lokalen Bevölkerung konkretisiert und im Zuge der Fortschreibung des örtlichen Raumordnungskonzeptes verankert werden.

Eine Verbauung des Areals ist die denkbar simpelste, gleichzeitig aber auch kurzsichtigste und konfliktbehaftetste aller möglichen Nutzungsvarianten, die jegliche spätere alternative Nutzung auf immer verunmöglicht.